Einall – das New York der Pokémonwelt, die Region, die niemals schläft. Seit jeher ist sie geprägt von Hedonismus und Materialismus: immer auf der Suche nach dem nächsten Adrenalinkick, immer im Wettstreit darum, mehr zu besitzen als alle anderen. Währenddessen wächst der Graben zwischen Generationen und Gesellschaftsschichten stetig weiter. Man sondert sich ab, verschließt die Augen vor der Wahrheit und redet sich ein, schon irgendwie über Wasser zu bleiben.

Über diesem Zwiespalt thront die Glorie des Sports: packende Pokémonkämpfe in dynamischen Arenen, glanzvolle Wettbewerbe in prunkvollen Hallen. Eine Sucht, geboren aus dem Wunsch, der wachsenden Finsternis zu entkommen – ein Schauspiel, das von Festlichkeiten und Scheinheiligkeit getragen wird. Denn am Ende zählt nur eines: Geld.

Gerade jetzt versucht der Pokémonverband, diesen Sport neu aufleben zu lassen – offiziell im Namen von Tradition und Fortschritt, in Wahrheit jedoch, um noch mehr Touristen, Herausforderer und Schaulustige in die Region zu locken. Arenen werden neu besetzt, die Top Vier als höchste Instanz abgeschafft, glorreiche Schönheitswettbewerbe verschwinden. Stattdessen entsteht ein neues, strenger reguliertes System, das die Kämpfe auf nie dagewesene Weise prägt.

Diese wirtschaftliche Wiederbelebung ist dringend nötig: Einall erhebt sich noch immer mühsam aus der Asche eines verheerenden Pokémon-Krieges, der die Region vor über sechzig Jahren ins Chaos gestürzt hatte. Obwohl er längst als beendet gilt, hallen die Folgen bis heute nach – in zerbrochenen Familien, in kollektiven Traumata und in einer Gesellschaft, die das Leid zunehmend verdrängt. Schon bald scheint niemand mehr zu wissen, warum dieser Krieg überhaupt geführt wurde.

Doch während nach außen hin eine glänzende Fassade errichtet wird, regt sich im Schatten Unruhe. Eine kleine Untergrundorganisation wächst unaufhaltsam heran und bedroht schon bald den Alltag der Bevölkerung. Zugleich häufen sich Berichte über brutale, illegale Kämpfe im Untergrund, in denen Pokémon mit Drogen gedopt und zu grausamen Schlachten gezwungen werden. Gefälschte Orden tauchen auf, Betrug und Kleinkriminalität grassieren. Polizei und Ranger geraten an ihre Grenzen – und auch aneinander. Während die Polizei mit Fördergeldern überschüttet wird, um das System wieder zu stabilisieren, bleiben Naturschutz und Rangerarbeit wie so oft auf der Strecke. Missgunst und Frustration wachsen. Mediziner, Feuerwehr und Hilfskräfte sind überlastet, die Wissenschaft verliert sich in ihrem Drang, alle Rätsel der Pokémonwelt gleichzeitig lösen zu wollen. Ein einziges Chaos – und doch wirkt es, als wäre es nie anders gewesen.

Nach außen hin bleibt Einall strahlend, anmutig, voller Glanz und Pracht. Doch diese Fassade ist brüchig. Schon zeigen sich erste Risse, und langsam beginnt alles zu verschwimmen…